Spät

Spät

 

Von einem Menschen, der mir sehr viel bedeutete, erfuhr ich die folgende Geschichte: während des Krieges war er in einer kleinen Stadt im heutigen Polen stationiert und lernte dort eine junge Frau kennen. Sie verliebten sich.
Die Wirren des Krieges brachten sie auseinander. Danach führte jeder sein eigenes Leben. Er heiratete und bekam Kinder. Sie blieb allein. Und doch nahmen sie wieder Kontakt miteinander auf und trafen sich. Erst später, als die Frau schon gestorben war, erkannte er, dass sie die Einzige war, die ihn „wirklich geliebt hat“. Tränen rannen ihm über die Wangen. Ich weiß nicht was mich trieb, aber ich reiste im Winter, bei Minus 18 Grad nach Polen in die Stadt, die er mir gennant hatte. Was ich fand war die Einsamkeit eines Menschen, der zu spät erkannt hatte, dass er geliebt wurde. Ich begann meinen Freund im Innersten zu verstehen.

Late

A person, that ment a lot to me, told me the following story: during the war he was stationed in a little village in present-day Poland where he met a young woman. They fell in love. The turmoil of the war seperated them. Thereafter, each lived their own lifes. He married and had children. She stayed alone. And yet they got back in touch with each other and met in person. Much later, when the woman was already dead, he realized that she was the only one that “really loved” him. Tears ran down his cheeks. I do not know what drove me, but I went in winter, in minus 18 degrees to Poland in the city he had mentioned. What I found was the loneliness of a person who had realized too late that he was loved. I started to understand my friend at heart.

 Photographie: Magrit Dittmann – Soldičić 2005